Naturschutzpreis 1999
   
Pfarrer Naumann und ich
Quelle:"Freie Presse"
Anfang der 90er wurde ich durch einen Zeitungsartikel auf die Salamanderpopulation im Pfarrgelände in Weißbach aufmerksam. (Südwestsachsen"Karte" ) Da ich mich schon seit einiger Zeit für diese leider sehr selten gewordenen Tiere interessierte, nahm ich Kontakt zu Pfarrer Jörg Naumann auf. Er hatte die Stelle als Pfarrer und damit auch das Gelände erst kurz zuvor übernommen. Über Feuersalamandern wußte er damals nicht all zu viel. Viel wichtiger für mich und vor allem für die Salamander war, dass er die Absicht hatte die Tiere unbedingt zu schützen.Ich hatte schon Erfahrungen mit Salamandern im Grundstück meiner Großeltern gesammelt und mir einiges angelesen.
Auf Grund unvermeidlicher Baumaßnahmen am Pfarrhaus und an den zahlreichen Trockenmauern waren bereits zahlreiche Tiere zu Schaden gekommen. Sie wurden bei den Arbeiten entweder zerquetscht oder eingemauert. Einfach aus Unkenntnis. Eine ohnehin isolierte Population mitten in einem urbanen Umfeld war gefährdet. Wir sorgten zunächst dafür, dass weitere Baumaßnahmen mit der nötigen Vorsicht getätigt wurden. Außerdem wurde das Gelände als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Vom Bach, der an das Gelände grenzt und der nach Gewittern starkes Hochwasser führt (tödlich für den S.-Nachwuchs), wurde ein zweiter Bach abgeleitet. Dieser wurde mit Schleifen und beruhigten Stellen versehen. Und so weiter und so weiter.

Nächtliche Salamandersuche

Das Pfarrgelände in Weißbach
Alles aufzuzählen würde den Rahmen dieser Seite sprengen. In diesen Jahren wurde von uns auch damit begonnen, die Population zu katalogisieren. Außerdem haben wir Dutzende Salamanderlarven kontrolliert zur Geburt gebracht und mit der Hand aufgezogen.
Salamander beim wiegen Sie wurden erst im Alter von 6-7 Monaten ausgesetzt. Erfolgsquote: über 90 Prozent. Heute leben auf dem Pfarrgelände nach neuerlichen, umfangreichen Baumaßnahmen vermutlich etwa
260 - 280 Feuersalamander. Etwa so viele wie 1999, da unsere Bemühungen mit einem Naturschutzpreis belohnt wurden.
Einen Stachel im Fleisch dieser Bemühungen gibt es leider auch jetzt noch. Ein Teil der als Laichgewässer in Frage kommenden Teiche wird noch immer an eine Forellenzucht verpachtet.
Und leider ist die Forelle, gegebenen Falls auch die Regenbogenforelle, der schlimmste Fressfeind für Salamanderlarven.
Heute , da ich das schreibe, hat Pfarrer Jörg Naumann seinen letzten Gottesdienst in Weißbach gehalten und übernimmt eine andere Stelle. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass der Kirchenvorstand in Weißbach mich auch künftig unterstützen wird. Jörg Naumann hat (deswegen oft belächelt) sehr viel für die Feuersalamander getan. Für die letzte Konsequenz hat es nicht gereicht; um des lieben Dorffriedens willen. Ich für meinen Teil werde auch weiterhin, so oft ich kann, einen Blick auf das Gelände und die Feuersalamander haben. Versprochen!
Reinhard Weidlich im August 2004
Preisverleihung in Dresden